Torte aus Ton

Vernissage der Ausstellung 1.000 Jahre Königswinter der Gemeinschaft Königswinterer Künstler im Siebengebirgsmuseum

Veronika Dietz, Keramikkünstlerin, entzündet die Kerzen auf ihrer Torte aus Ton
Veronika Dietz, Keramikkünstlerin, entzündet die Kerzen auf ihrer Torte aus Ton

Siebzehn Künstler/innen interpretieren tausend Jahre Stadtgeschichte. Im historischen Teil des Museums wird die Ausstellung feierlich eröffnet und im Zentrum steht auf einem Sockel die Torte. Geburtstagstorte für eine Stadt.

Die Torte ist aus Ton. Sie sieht aus als wäre sie aus Sahne. Rosa Creme, weiße Rosettenketten, rotglasierte Kirschgarnitur und eine Kerze pro Jahrhundert. Die Kerzen sind echt. Der Rest ist Keramik. Heute gebrannt. Für uns und die Nachwelt. Von Veronika Dietz.

Druck von 1000 Jahren 

Detailansicht Urkunde
Urkunde (Detail)

Ein Redner sagt, es gibt hier nichts mehr von vor tausend Jahren. Kein Haus, nur Ruinen, die unsicheres Zeugnis ablegen. Und die Urkunde, die dokumentiert, dass 1000 Jahre vergangen sind. Gäbe es die Urkunde nicht, würde sich niemand scheren um die vergangene Zeit. Sie trägt den Querstrich des Kaisers, das heißt, sie ist echt.

Die 1000 Jahre drängen ins kollektive Bewusstsein. Dorthin, wo der Bürgermeister sie nicht haben will. Manche Dinge kann man einfach nicht verhindern, auch wenn und besonders dann wenn man sich darum bemüht, 1.000 Jahre einfach zu ignorieren. Alle wollen plötzlich feiern und mit Fähnchen winken. Die Jahre quellen wie das Hochwasser des Rheins durch alle Ritzen der Gemäuer. Ihr Druck ist so groß, weil die nächsten tausend schon herangeschwemmt werden. Und das Beste: Nach diesen tausend ist nix mehr da, was an uns erinnert – außer ein paar Keramikscherben, vielleicht sogar die Reste der Torte aus der Feier von vor 1.000 Jahren, also heute.

In 1.000 Jahren

Li Mascha Bosselmann
Li Mascha Bosselmann

Einen Blick voraus wirft Li Mascha Bosselmann mit ihrem Werk „Blick voraus“. Auf japanisch anmutenden Schriftrollen und einer Übersetzung in die Gegenwartssprache des Jahres 3.015 erzeugt sie Endzeit. In der zerstörten Stadt findet sie neben Resten von Kirchen nur noch Tonscherben. Die 20jährige Künstlerin liest ihre Botschaft aus der Zukunft als Festrednerin. Trotz der düsteren Vision zaubert sie den Museumsbesucher/innen ein Lächeln auf die Gesichter. Jetzt wollen sie erst recht feiern.

 

Ausstellung 1000 Jahre Königswinter der Gemeinschaft Königswinterer Künstler (GKK) im Siebengebirgsmuseum, 16.-26. April 2015

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