Zum Buch von Carola Fuchs:
Mama zwischen Sorge und Recht
Die aberwitzigen Erfahrungen einer Mutter in Sachen Umgang
Carola Fuchs schreibt eine persönliche Geschichte. Sie handelt von Carola, ihrer Tochter Katja und dem Vater, von dem sie sich trennt, als Katja noch ein Baby ist. Von jahrelangen Auseinandersetzungen um das Besuchsrecht. Von einem Kind, das hin- und her transportiert wird. Von Ämtern, Gerichten und Gutachten, die eher verhindern als helfen.
aberwitzig
Die Geschichte geht unter die Haut. Wenn aberwitzig bedeutet: absurd, abwegig, idiotisch, unsinnig, unvernünftig, widersinnig…. dann stimme ich zu. Witzig finde ich eigentlich nur das bayerische Umfeld und den Slang beziehungsweise die Ausdrücke, wie zum Beispiel Knödelaffäre und jede Menge Schmarrn.
Es gibt und ich kenne viele allein erziehende Mütter. Einige führen wie Carola diesen „Guerilla-Kampf zu meiner Befreiung aus der Schublade für manipulative Mütter.“ Dieses Etikett kleben vor allem Jugendamtsmitarbeiter/innen Frauen auf, die mit ihren netten und fürsorglichen Ex-Männern nicht klar kommen. Es gibt dafür auch einen aus Amerika eingeführten Fachbegriff für diese einseitige Beeinflussung der Kinder gegen ihre Väter: Parental Alienation Syndrom, also Elterliches Entfremdungs-Syndrom. Den Müttern wird – ohne das Kind jemals gesehen oder gar kennengelernt zu haben – unterstellt, das Kind gegen seinen Vater einzunehmen. Carola tut dies offensichtlich nicht. Sie gehört damit zur großen Mehrheit der Mütter, die das nicht tun. Sie tun es nicht ihrer Kinder zuliebe. Sie tun es nicht, weil sie auch sonst niemanden anschwärzen, schon gar nicht bei einem Kind.
Mutter, Tochter und die Schuppenflechte
Carola scheitert mit ihrem gesunden Menschenverstand zuerst bei dem Mann, den sie glaubt zu kennen. Ihr Bemühen, allen widrigen Verhaltens seinerseits und den Umständen zum Trotz dennoch Frieden zu stiften, ist bewundernswert. So manche andere Frau wäre schon viel früher gegangen. Sie scheitert als nächstes bei den so genannten professionellen Helfer/innen, also Beraterinnen, Psychologen, Sozialarbeitern – nicht an allen – aber allein die Zahl der zugezogenen Personen, die einen Berufsstand oder eine Institution vertreten, macht Angst. Carola rappelt sich immer wieder auf und schafft es tatsächlich, so eine Art Waffenstillstand zu erreichen. Sie beschreibt die nicht enden wollenden Auseinandersetzungen mit dem Vater ihrer Tochter als „Schuppenflechte, die kommt und geht, aber nie ganz“ verschwindet. Auch die Tochter gewöhnt sich an die „Schuppenflechte“.
Das Buch gibt an vielen Stellen die Möglichkeit, sich zu identifizieren. Wer in Sachen Sorgerecht, Umgang und Unterhalt Erfahrungen hat, fühlt sich immer wieder an das eigene Leben erinnert. Es ist kurzweilig und spannend geschrieben, gleitet nie ins Wehleidige ab und hält einen leichten Ton. Quasi als Nebenprodukt der Ereignisse erhalten die Leserin und der Leser Einblicke in das deutsche Familienrecht und wie es je nach Amtsperson ausgelegt wird. Das ist aberwitzig – wie der Untertitel des Buchs schon sagt.
Lesen.
Am Ende habe ich das Gefühl, ich kenne die allein erziehende Mutter Carola und ihre Tochter Katja ganz gut. Wie eine Nachbarin, mit der ich ab und zu am Küchentisch einen Kaffee trinke. Wären doch die Ämter, Beratungsstellen und Gerichte nur einen Hauch normaler, dann wäre vieles einfacher. Auch der Vater gibt keine gute Figur. Er ist das Paradebeispiel wie es nicht sein soll. Aber: Ein Stück aus dem Leben. Gut gelungen. Lesen.
Carola Fuchs: Mama zwischen Sorge und Recht. Die aberwitzigen Erfahrungen einer Mutter in Sachen Umgang. Hamburg 2014, Taschenbuch im Selbstverlag, 264 Seiten, 7,95 Euro, ISBN 978-3-00-047004-2.
Die deutschen Jugendämter und Familiengerichte richten oftmals richtig viel Schaden an. Als Ehrenamtlerin beim Kinderschutzbund war ich ein Jahr lang im begleiteten Umgang eingesetzt. Meist wurde ich wegen meiner familientherapeutischen Ausbildungen zu den „Härtefällen“ hinzugezogen. Was ich dort gesehen habe, hat mich schockiert. Wenn die staatlich anerkannten Fachleute, bestehend aus Jugendamtsverteterin, Sozialpädagogischer Familienhelferin, amtlich bestelltem Betreuer und der Leiterin des Umgangsrechts (Diplompsychologin) nicht mitbekommen, dass sie sich mitten in die destruktive Dynamik des Elternpaares haben reinziehen lassen und ich als Ehrenamtlerin das mit Klartext an die Eltern stoppe, dann finde ich das alarmierend.
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Liebe Doris Lenhard, ja das ist beunruhigend. Es müsste viel mehr Aktivitäten in Richtung Mediation geben, um einen Ausgleich zu schaffen, mit dem sich alle Beteiligten arrangieren können.
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