
Es war kurz vor der Entscheidung der Bundesregierung, Waffen zu liefern: ein Besuch im Bunker. Eigentlich ist es der ehemalige Bunker und heißt korrekt Dokumentationsstätte Regierungsbunker. Er befindet sich in der Nähe von Bonn, in Bad Neuenahr Ahrweiler.
Der Bunker ist nicht etwa aus dem zweiten Weltkrieg – nein, er wurde von 1962 bis 1971 als „Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland in Krise und Krieg“ gebaut und bot Platz für 3.000 (wichtige) Menschen. Ein Sechzigerjahre-Neubau in einem nie in Betrieb genommenen Eisenbahntunnel unter den Weinbergen des Ahrtals. Das Design dieser Zeit ist auf nüchterne Art erhalten, wie einige der Fotos zeigen. Abgesehen von diesen Farbtupfern ist der Rest militärisch metallen oder grau gedeckt.

Die Anlage ging einmal 17 Kilometer durch den Fels. Jetzt ist sie als Museum nur 250 m begehbar, aber spätestens nach 5 Minuten und 20 geführten Metern schleicht sich neben der Kälte des Berges auch eine Beklemmung ein. Der Kalte Krieg wird konkret. Die Besucher/innen bestaunen anfangs noch die mächtigen Stahltore, rostfreie Zeugen deutscher Ingenieurskunst. Sie funktionieren einwandfrei. Nach und nach kehrt Stille ein ob der alle dem Überleben dienenden Mechanismen tief im Berg. Einen Lacher erhält die Sitzgruppe des Salons, ein Traum aus Pink und Grün nach Plänen des Bundespräsidialamts. Pflanzen sehe ich keine.

Früher war im und um den Bunker alles geheim, erzählt die ehrenamtliche Führerin. Jahrzehntelang werden in der Annahme eines atomaren Anschlags mehrtägige Übungen mit Mitgliedern der jeweiligen Regierung durchgeführt, die als Dienstreisen getarnt sind. Die Beamten proben den Ernstfall. Welche Geschichte sie zu Hause erzählen ist nicht bekannt. Im Ernstfall dürfen sie ihre Familie nicht mit in den Berg hinein nehmen, dafür ist zu wenig Platz. Glücklicherweise gibt es den Ernstfall nicht.
Der Kalte Krieg ist schließlich vorüber und die Regierung verlegt ihren Sitz nach Berlin. Den Bunker braucht sie nicht mehr. Sie hat nun an einem anderen Ort einen neuen Ausweichsitz. Wo genau und wie groß, das ist wieder geheim. Das Bundeskanzleramt teilt auf Anfrage der Dokumentationsstätte Regierungsbunker am 12. März 2009 dazu mit: „Bundesministerien haben Teilkonzepte zur Verlagerung von ihren wichtigsten Regierungsfunktionen in Ausweichsitze erstellt“.
Der Ausgang ist beim Eingang. Schnell wieder in die Sonne, den Augen eine Weide gönnen bzw. einen Wein aus roter Traube.
*alle Fotos von der Website der Dokumentationsstätte, das Video ist ein #Vine von mir.