Zum Gendern von Sprache gibt es keine neuen Empfehlungen
Der Rat für deutsche Rechtschreibung gibt aktuell keine neuen Empfehlungen zum Gendern in der Sprache. Das Gremium bleibt bei den bestehenden Regeln, nach denen orthografische Zeichen wie Sternchen*, Unterstrich_ , Doppelpunkt: oder Schrägstrich/ „nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie“ gehören.
Warum konnte sich der Rat nicht für das Gendern und damit zu einer geschlechtersensiblen Schreibweise einigen?
Im Alltag, sei es in den Radio- und TV-Nachrichten, in Blogs, bei Veranstaltungen aller Art wie Gemeinderatssitzungen, Jubiläumsveranstaltungen oder Sportevents, wird das Gendern in bunter Vielfalt genutzt. Eine Richtlinie oder eindeutige Regeln wären für viele Menschen, die sich noch nicht entschieden haben, eine große Hilfe. Der Rat hatte mehrere Vorlagen zur Entscheidungsfindung – allerdings bringen nach seiner Auffassung die oben genannten Wortbinnenzeichen (*, _, :, /) Fehler in der deutschen Grammatik hervor: „Ihre Setzung kann in verschiedenen Fällen zu grammatikalischen Folgeproblemen führen, die noch nicht geklärt sind.“
Für den Rat ist jedoch „die Entwicklung des Gesamtbereichs (…) noch nicht abgeschlossen und wird (…) weiter beobachtet werden.“
Es gibt also derzeit kein eindeutiges Regelwerk und wir können uns nach unserem persönlichen Geschmack entscheiden, wie wir das Gendern in unserer eigenen Sprache anwenden wollen.
Dazu hier einige Tipps:
Gendergerecht texten

Sprache lenkt unsere Wahrnehmung und wandelt sich ständig. Dies wird aktuell wieder deutlich, wo viele Menschen geschlechtsneutraler formulieren möchten als bisher. Aber welche Techniken gibt es dafür? Und welche Vor- und Nachteile haben sie?
Wählen Sie aus den folgenden Möglichkeiten:
- Doppelnennung
Verwenden Sie nacheinander die feminine und die maskuline Form, z.B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Positiv: Sie formulieren grammatikalisch korrekt.
Negativ: Bei Wiederholungen wird Ihr Text sehr lang. Sie grenzen Personen aus, die sich weder zum weiblichen noch zum männlichen Geschlecht zählen.
2. Kurzformen
- Schräg- mit Bindestrich: Mitarbeiter/-innen
Positiv: Sie formulieren grammatikalisch korrekt und sprachökonomisch.
Negativ: Diese Variante ist nicht immer möglich wie bei Kolleg/-in (Was ist ein Kolleg?) oder unvorteilhaft wie bei Kolleg/-inn/-en. Es gibt fehlende Übereinstimmungen in der Reihenfolge des Geschlechts wie bei jede/-r Mitarbeiter/-in. Sie grenzen Personen aus.
- Klammer: Mitarbeiter(innen) oder Kolleg(inn)en
Positiv: Sie formulieren grammatikalisch korrekt und sprachökonomisch.
Negativ: Sie müssen teilweise mehrere Klammern setzen wie bei Ärzt(inn)e(n), haben fehlende Übereinstimmungen wie bei jede(r) Mitarbeiter(in) und grenzen Personen aus.
- Binnenmajuskel: MitarbeiterInnen
Positiv: Sie vermeiden Sonderzeichen und formulieren sprachökonomisch.
Negativ: Ihr Text entspricht nicht den geltenden Rechtschreibregeln. Sie stoßen auf Probleme wie bei KollegIn, Übereinstimmungsfehler wie bei jedeR MitarberIn und grenzen Personen aus.
- Gendersternchen / Unterstrich / Doppelpunkt: Mitarbeiter*innen, Mitarbeiter_innen, Mitarbeiter:innen
Positiv: Sie formulieren sprachökonomisch und beziehen auch Personen ein, die sich weder zum weiblichen noch zum männlichen Geschlecht zählen.
Negativ: Ihr Text entspricht nicht den geltenden Rechtschreibregeln. Es gibt fehlende Übereinstimmungen wie eine*n begeisterte*n Teilnehmer*in oder jede_r Mitarbeiter_in und Probleme wie bei Kolleg:in.
3. Ersatzformen
- geschlechtsneutraler Ausdruck: Individuum, Mensch, Person, Mitglied, Publikum, Leute
- Passivierung: Die Einverständniserklärung muss unterschrieben werden. statt Die Kunden müssen die Einverständniserklärung unterschreiben.
- Sachbezeichnung: die Presse statt der Journalist
- substantiviertes Partizip / Adjektiv: die Studierenden, die Älteren
- Kurzwort: die Azubis, die Studis
- Wir-Form: Wir melden uns statt Unsere Mitarbeiter melden sich
- Umformulierung mit Adjektiv: fachlicher Rat statt Rat eines Experten
- Adverbiale Bestimmung: handeln in fremdem Namen statt handeln als Vertreter
- Relativsatz: Alle, die in diesem Film mitspielen statt Alle Schauspieler
Positiv: Sie formulieren genderneutral.
Negativ: Ihr Text wirkt distanziert.
4. Kreative Ansätze
- Mediopunkt: Mitarbeiter·innen
Diese Idee zu nutzen, ist schwierig. Der Punkt auf Mittelhöhe befindet sich nicht auf der Tastatur, sondern ist nur über Umwege zu finden (unter Windows über [Alt] + [0183] im Nummernblock).
- Sternchen statt i-Punkt
Auch hier ist das Zeichen das Problem. Es gibt bislang am Computer kein Symbol, das anstelle eines i-Punkts einen Stern zeigt. Sie können diese Lösung also nur in handschriftlichen Texten umsetzen.
- Besondere Endung: Dx gutx Mitarbeitx und ex nettx Kundx., Das gute Mitarbeity und ein netty Kundy., Dens gutens Mitarbeitens und ens nettens Kundens.
Können Sie die Beispiele entziffern? Entscheiden Sie selbst, wie Sie gendern. Da es dafür bisher keine Norm gibt, wählen Sie die Form, die zu Ihnen und Ihrer Zielgruppe am besten passt. Hauptsache, Ihr Text ist weiterhin gut lesbar, verständlich, grammatikalisch korrekt, eindeutig und einheitlich.
Dieser Beitrag ist die aktualisierte Fassung des vor einigen Monaten erschienenen Artikels für die Akademie für Management-Kommunikation und Redenschreiben, Bonn.
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