Maroder Charme: Villa Schaaffhausen

Der Sonnenuntergang wirft goldenes Licht auf die Fassade der Villa Schaaffhausen. Der Himmel ist blank und blau. Die Luft ist klar und kalt.

Obwohl die Villa unmittelbar in meiner Nachbarschaft liegt, bin ich heute das erste Mal hier. Und sofort verzaubert. Bis es langsam dämmrig wird, streife ich durch den verwilderten Garten und sehe mich satt an den Formen, Schatten und Farben. Hier stand mal eine Burg. 1770 entstanden erste Gutsgebäude und ab 1825 wohnte im „Williams House“ William Dawson, der Schwiegersohn des Herzogs von Wellington. Auch der folgende Besitzer war ein Engländer, er baute ab 1841 den Nordflügel des Wohnhauses im Tudorstil. Im Jahr 1846 erwarb der Fabrikant Hubert Schaaffhausen die Villa, sein Sohn Hermann Schaafhausen, ein bekannter Anthropologe baute den Turm. Bis 1926 war das Anwesen im Besitz der Familie, danach gehörte es dem Erzbistum Köln. Bis ein privater Investor es kürzlich kaufte.

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In eine der Steinpforten ist Kinderheim gemeißelt, auch das Schneewittchentor mit den sieben Zwergen ist noch gut erhalten. Die Villa steht leer. Der Garten ist verwildert. In der Gartenlaube liegt Müll. Der private Investor will hier Wohnhäuser bauen und die Villa sanieren.

Eine Quelle für alle

villa_sch1Aus einer anderen Steinpforte sprudelt Wasser. In diesen Stein ist Römerquelle 1847 gemeißelt. Das Wasser kommt aus einer Quelle im Annatal, nicht weit von hier den Berg hoch. Die Anwohner holten früher ihr Trinkwasser und das Wasser fürs Vieh direkt an der Quelle. Als dann Hubert Schaaffhausen 1846 das Anwesen erwarb, stiftete er Tonrohre. Die Bürger haben den Graben gebaut und das Wasser kam ins Dorf. Die Bürger waren versorgt und Schaaffhausen hatte Wasser für den Springbrunnen.

Der Springbrunnen ist rissig. Die Gartenmauern bröckeln. Der Park verwildert. Das Haus steht. Der Verfall hat einen gewissen Charme. Ganz kaputt gehen wäre schade, perfekt renovieren auch. Mal sehen was aus der Villa Schaaffhausen wird.

2 Kommentare zu „Maroder Charme: Villa Schaaffhausen

  1. 2006 war ich dort und habe Systemische Familientherapie gelernt. Den damaligen Besitzern, einem etwas merkwürdigen Ehepaar, war das Geld damals schon knapp. Der Speisesaal war nicht geheizt und die Sellerieschnitzel abgezählt. Ich werde nie meine Expedition vergessen, die ich von dort aus mit geschlossenen Augen begann. Das war eine der Aufgaben. Derjenige mit den geschlossenen Augen führt. Der Begleiter mit den offenen Augen bleibt im Hintergrund und gibt nonverbal Hinweise, wenn ein Hindernis kommt. Das im Garten zu machen, fand ich langweilig. Also bin ich links abgebogen, an der Quelle vorbei ins Siebengebirge hinein, einen Berg hoch. Der Weg wurde immer steiler und enger. Eine meiner schönsten Erfahrungen.

    In dem Schloss spukt es übrigens. Wirklich!

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  2. Der Kommentar von Doris Lenhard die Fölsings seien ein merkwürdiges Ehepaar gewesen, muss ich widersprechen – merkwürdig war nur ‚Frau Fölsing‘ sehr zänkisch und unsympathisch. Nach Herrn Völsings
    Tod (er war ein sehr angenehmer sympathischer Mensch) verhandelte Frau Fölsing mit einem neuen Investor namens ‚Von Erxleben‘ – bei einer öffentlichen Versammlung in einem der Veranstaltungssäle (Remise) konnte er sich eine ironische Bemerkung in Richtung „Frau Fölsing“ nicht verkneifen; Zitat: ‚Was haben wir uns gekloppt – eine Zusammenarbeit mit ihr war wirklich nicht leicht“….PS: Wie sagt man so ‚Die Frau ist die Visitenkarte eines Mannes…wie allzu wahr 😉 In der Villa spukt es nicht – nur bei manchen Leuten im Kopf, die sich unbedingt wichtig machen wollen – nicht wahr 😉

    Sabine Sonner

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